(06.01.2014 )Liquid schrieb: Zitat:Die Piratenpartei Österreichs spricht sich aus diesen Gründen für die Implementation eines starken Datenschutzes bei ELGA ein. Hierbei soll ein asymmetrisches Verfahren verwendet werden, bei dem die Daten nur verschlüsselt gespeichert werden. Somit können die Daten der Patientinnen und Patienten einfach abgespeichert werden, jedoch nur mit der Chipkarte der Patientin/des Patienten entschlüsselt werden.
Die Idee mit der asymmetrischen Verschlüsselung erscheint mir ja ganz putzig, allerdings stellt sich dazu sofort folgende Frage: Was passiert, wenn die Karte verloren geht? Entweder sind die Daten dann weg, ähnlich wie wenn der Patient seine Befunde verliert. Oder der Private Key ist für Duplikate erst wieder irgendwo zentral gespeichert, sodass ihn interessierte Marketingfirmen, Arbeitgeber oder Versicherungsanbieter über "Freunde" gegen "Gebühr" oder "aus berechtigtem Interesse" doch wieder unter dem Tisch oder auch ganz offiziell erhalten und die geldwerten Gesundheitsdaten dann damit erheben lassen.
Alle Probleme mit Datenaufbewahrung, -sicherheit und -schutz sind in ihren Implikationen von den für ELGA Verantwortlichen noch nicht einmal ansatzweise verstanden, wenn ich jetzt mal keine bösen Absichten unterstelle, und schon gar nicht gelöst. Daher gehört eine zentrale Gesundheitsakte aufgrund ihrer sensiblen und für die betreffenden Menschen teilweise existenzgefährdenden Inhalte zur jetzigen Zeit ganz einfach abgelehnt und zwar ohne sich verpflichtet fühlen zu müssen, eine bessere Lösung zu bieten. Das Problem mit ELGA ist in seinem Kern sogar erst mal ein politisches, kein technisches.
Die tatsächlich erwarteten Einsparungen (die übrigens schwerst angezweifelt werden) sind im Vergleich zum Schadensrisiko komplett zu vernachlässigen. ELGA ist von vorn herein ein Datenschutzdesaster, weil man sich darum einfach nicht gekümmert hat, bzw. erst ganz langsam, dezent, vor allem kosmetisch und auch nur auf massiven öffentlichen Druck, in Wahrheit aber noch immer nicht. Erst mal waren die Dollarchen aus der Privatwirtschaft und die vordergründig politische Verwertbarkeit in den informatik-aversen Schichten der Bevölkerung im Auge. Um die Sicherheit dahinter "wird sich dann schon irgendwer kümmern".
Sollte tatsächlich jetzt oder in Bälde eine vertretbare Lösung zur elektronischen Krankendatenspeicherung existieren, dann sicher nicht im Rahmen von ELGA. ELGA ist ein teils populistisches, teils geldgieriges Projekt zum Data-Mining für Konzerne und Behörden und gehört rundweg abgelehnt.
Die Daten auf Papier zu speichern, die der Patient zuhause in seinem Dokumentenmäppchen aufbewahrt, ist die sicherste, transparenteste und nachvollziehbarste Lösung für die Handhabe mit Krankendaten, die wir derzeit haben. Elektronische Daten in RAM-Speichern, auf Festplatten oder in Chipkarten sind flüchtig, fragil und in einer Milliardstel Sekunde vervielfältigbar und versendbar und diese Art der Aufbewahrung ist daher mit der brisanten Natur von Krankendaten in Verbindung mit dem Unverständnis für Technik der meisten Eigentümer dieser Daten (die Patienten) unvereinbar.